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   Bericht 29.10.2011
Cyberknife

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Eher unscheinbar von außen, verbirgt sich im Inneren eine futuristisch anmutende Innenarchitektur mit geschwungenen Linien, Sichtbeton und viel Glas. Die dunkle Holztäfelung in Kombination mit der Beleuchtung hat eine beruhigende Wirkung. Man hat das Gefühl, man ist in kompetenten Händen. Die Empfangsdame ist sehr freundlich, wie auch alle Mitarbeiter, die Ihren Teil der Arbeit im Cyber Knife Centrum vorstellen. Begrüßt werden wir von Prof. Dr. med. Wowra. Elegant, eloquent, charmant; er hat nicht mit so vielen Besuchern gerechnet, sagt er. Das Interesse ist groß, denn das Thema macht neugierig. Wir wollen informiert sein.
Wir werden in Gruppen aufgeteilt. Eine kurze Einführung folgt. Im Cyber Knife Centrum werden sowohl gutartige, als auch bösartige Tumoren radiochirurgisch entfernt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Es ist eine einmalige Behandlung, mit relativ wenig Nebenwirkungen, die ambulant stattfindet und keine Rehabilitation erfordert. Es kann allerdings nicht jeder Tumor behandelt werden. Anwendung findet der Cyberknife bei Gehirntumoren und seit 2002 auch bei Tumoren in beweglichen Organen wie Lunge, Leber und Niere. Meistens sind es Tumore, die nicht operativ entfernt werden können, da sie sich an schwer zugänglichen Stellen befinden. Auch muß der Tumor weitere Bedingungen erfüllen. Er muß klein sein, da das abgetöte Gewebe vom Körper abgebaut werden muß. Er muß klar umrissene Grenzen und wenig Metastasen haben, genauer, die Anzahl der Tumore sollte auf drei begrenzt sein.
Eine Dame fragte ob auch Brustkrebs behandelt wird. Dies verneinte Dr. Wowra, mit der Begründung, dass der Cyberknife wissenschaftlich noch nicht ausreichend abgesichert sei, um Patienten, die man operieren kann, so etwas anzubieten.
Wir werden ein Stockwerk tiefer geführt, einen langen Gang entlang, in einen großen fast ausschließlich weißen Raum. In dem fensterlosen Raum, der so positioniert ist wie das Innere eines Schneckenhauses, befindet sich der dreidimensional bewegliche Roboterarm und eine Liege für die Patienten. Der Roboterarm, genannt Cyberknife, wurde in Augsburg hergestellt , von einem Unternehmen, dass Roboter für die Automobilindustrie baut. Er ist Nachfolger des Gammaknife und nicht mit diesem zu verwechseln. Der Gammaknife wurde mittels Konstruktion auf den Kopf des Patienten fixiert und die Strahlen trafen sich gleichzeitig an der Stelle wo sich der Tumor befand. Er fand nur bei Gehirntumoren Anwendung.
Bei der Behandlung mit dem Cyberknife liegt der Patient auf der Liege ohne Fixierung. Nach einer vorangegangenen Untersuchung wird eine Computertomografie gemacht, auf deren Grundlage, die im Centrum arbeitenden Physiker Position und daraus resultierend, Strahlendosis und -anzahl berechnen. Die Position des Tumors ergibt die Position, an der der Roboterarm wirkt. Ca. 150 solcher Strahlen werden nacheinander abgefeuert. Eine massive Wolframblende dosiert die Strahlung. Im vorgelagerten Kontrollraum wird die Prozedur genau mitverfolgt und mit den Berechnungen abgeglichen. Fünf Kameras beobachten den Patienten und übermitteln diese Bilder.
Mögliche Bewegungen des Patienten werden erfasst und der Cyberknife korrigiert dem entsprechend seine Position. Die Atmung des Behandelnden wird auch berücksichtigt. Der Roboter atmet sozusagen mit. Dies ist mittels eines computergesteuerten Bildortungssystems möglich. Aus dieser Imageguidance (Bildführung) resultiert die Präzisionsrobotik. Mit einer Präzision von 0,4 mm wird die Strahlendosis abgegeben. Zum Vergleich, eine Operation wird mit einer Präzision von 1,5mm ausgeführt.
Die Strahlenbelastung außerhalb des Tumors ist akzeptabel. Die hohen Konzentrationen im Tumor ergeben sich von der Durchdringung aus verschiedenen Positionen, indem sie sich im Schnittpunkt summieren. So wird gesundes Gewebe nicht geschädigt. Bei der konventionellen Strahlentherapie sei die Dosis höher, werden wir informiert. Wir wurden hinaufgeführt in den Raum wo die Berechnungen stattfinden. Einer der mitarbeitenden Physiker klärt uns weiter auf, anhand von Beispielen. Der Strahlenverlauf auf den vorgestellten Bildern wird kenntlich gemacht, durch sehr helle feine Linien, die an Akupunkturnadeln erinnern. Der Strahlendurchmesser ist, abhängig von der größe des Tumors, 5mm-60mm. Auch die Strahlendosis variiert je nachdem, ob strahlungssensibles Gewebe betroffen ist. Augen werden aus dem Strahlenfeld ausgeschlossen, da es zu Trübungen der Linse führt. Die Bestrahlung kann zwischen 30 Minuten und einer 1 Stunde plus 15 Minuten dauern.
Es kann einen Tag stationärer Aufenthalt in einer Klinik erfordern, um bei beweglichen Organen den Tumor lokalisieren zu können. Hierzu werden sogenannte Goldmarker, unter Ultraschall, in den Tumor, mittels einer Nadel, appliziert. Diese Goldmarker haben eine größe von etwa 1mm auf 3mm und bleiben nach der Behandlung im Organ.
Anschließend kann der Patient nach Hause gehen.
Soviel Information in weniger als einer Stunde. Ich war erstaunt von dieser technischen Errungenschaft, die in der Medizin ihre Anwendung findet und in den letzten fünf Jahren, allein in diesem Center, fast 3000 Patienten geholfen hat. Als Laie und nicht betroffen, war mir bisher nicht einmal die Existenz eines Cyberknife bekannt. Ich hoffe auch, dass jeder Leser sich bester Gesundheit erfreut und sich aus Interesse an medizinischem Fortschritt mit dem Thema befasst! Falls dies anders sein sollte, meine besten Wünsche begleiten euch!
Viele Informationen und weiterführende Links bieten die Webseiten des Cyber Knife Center www.cyber-knife.net
Auch ein Blog ist den Webseiten angegliedert. Es gibt pdf's zum downloaden, eine Sprechstunde via Skype jeden Dienstag von 16-17 Uhr und Informationen zu Schulungen im Haus für medizinisches Personal.
Auf die Frage jedoch, ob die Krankenkasse xy die Kosten übernimmt, wurde nicht geantwortet oder mir ist die Antwort entgangen. Dafür gibt es Auskunft zu anderen Themen.
Es gibt offensichtliche Vorteile bei der Behandlung. Viele Risiken konventioneller Behandlungen fallen aus. Keine Narkose, keine Operation, keine Narben, kein postoperativer Krankenhausaufenthalt, keine Nachbehandlung, keine aggressive Chemotherapie.
Warum wird diese Methode dennoch nicht bei allen zumindest kleinen Tumoren angewendet. Sind die eventuellen späteren Nebenwirkungen nicht das geringere Übel, wenn man die Risiken einer konventionellen Therapie bedenkt, wie Fehlerquoten, biologische Faktoren, Heilprozesse, wieder Alltagstauglich werden usw.? Es gibt keine Langzeitstudien! 1999 fand die erste Behandlung dieser Art statt, in den USA! Mit der Größe ist zu kämpfen? Da ist die Wissenschaft gefordert, eine Methode zu entwickeln, die das abgetötete Gewebe "entsorgt".
Als nicht Mediziner kann man viel fantasieren.
Ich wünsche den Forschern weiterhin viel Erfolg und dem Cyber Knife Center, mögen Sie vielen Menschen helfen!
Falls ihr Kritik oder Anregungen habt schreibt mir

info@ich-liebe-münchen.de

Bleibt Gesund!

www.cyber-knife.net
 
Fotos

Fassade_cyberknife_center

Gebäudefassade

 

Flur_cyber_knife_center

Flur


schild_cyber_knife_zentrum

Informationsschild vor der Fassade

 

 

   

 

 

 

 

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